Die Einschulung und das erste Jahr in der Schule stellen für Kinder und deren Eltern nicht nur eine gravierende Veränderung des Alltages dar, sondern fordern diese auch geistig und emotional heraus. Kinder werden in dieser Zeit mit vielen neuen Eindrücken konfrontiert, auch wenn sie entsprechend darauf vorbereitet wurden. Klassenzimmer, Lehrpersonen, Schulgebäude und Mitschüler können mitunter belastend und furchteinflößend wirken, diese erste Aufregung und innere Anspannung legt sich aber meist nach wenigen Tagen wieder.
Eine tragende Rolle übernehmen in dieser Zeit, neben den Eltern natürlich, die jeweilige Lehrperson / die jeweiligen Lehrpersonen, sowie die gewählte Schulform. Diese müssen die Kinder langsam an die neue Umgebung heranführen und versuchen, diese nicht abzuschrecken und zu überfordern. Deren pädagogische Qualität ist gefragt, mehr denn je. Eine Schulform wie die Montessoripädagogik gibt hier den Kindern freilich mehr Raum und Zeit sich anzupassen, als ein klassischer Frontalunterricht.
Allerdings wäre es nicht korrekt, anhand der Eingangsphase zu urteilen, inwiefern die eine oder die andere Schulform besser oder schlechter sei. Der klassische Unterricht ist fast allen Menschen bekannt, während die Montessori-Schule, welche dem Prinzip der Montessoripädagogik folgt, bei vielen Eltern noch immer Fragen aufwirft. Dennoch scheint der von Maria Montessori entwickelte Lehransatz immer mehr Zuspruch zu erhalten – Grund genug, einige Vor- und Nachteile klarer für Sie herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
Grundzüge der Montessori-Schule und Montessoripädagogik
Davon ausgehend, dass ein Grundverständnis des Regelunterrichtes gegeben ist, versuchen wir Ihnen zunächst kurz die Grundzüge der Montessoripädagogik näher zu bringen, um auch später formulierte Vor- und Nachteile besser veranschaulichen zu können.
Die Montessoripädagogik wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der italienischen Ärztin Maria Montessori entwickelt. Ihre Werke und Grundsätze resultieren aus Beobachtungen von geistig behinderten Kindern und später auch armen, verwahrlosten Kindern, denen Sie in eigens gegründeten Kinderhäusern eine Unterkunft und Ausbildung ermöglichte. Als Leitsatz bzw. Grundgedanke gilt die Aussage: Hilf mir, es selbst zu tun.
In diesem einfachen Satz steckt sehr viel davon, was die Montessoripädagogik und im Weiteren auch Montessori-Schulen in den Augen vieler Menschen besonders auszeichnet: Kinder wollen lernen und sind bereit zu lernen, wenn man Sie nur lässt. So ist ein wesentliches Merkmal dieser Pädagogik der offene Unterricht, welcher sich nicht streng an einem Lehrplan oder Stundenplan orientiert, sowie die Freiarbeit.
Wichtige Merkmale und Leitsätze der Montessori-Schule und Pädagogik:
- Offener Unterricht
- Freiarbeit
- Altersdurchmischte Klassen
- Kindergerechtes Lernumfeld und Lernmaterial
- Kein strenges Lehrplan- und Stundenplankorsett
Tipp: Zum Thema Montessori-Schule und Montessoripädagogik gibt es neben der Primärliteratur von Maria Montessori noch eine sehr große Bandbreite an interessanter Sekundärliteratur, die sich für eine weiterführende Information hervorragend eignet. An dieser Stelle können leider nicht alle wesentlichen, pädagogischen Punkte und Merkmale erläutert werden, da diese den gegebenen Rahmen sprengen würden!
Unterricht in der Montessori-Schule
Rund um den Unterricht in Montessori-Schulen herrschen natürlich hier und dort noch Bilder und Meinungen vor, die mit der Realität wenig zu tun haben. Es scheint klar, dass der ungezwungene und freie Rahmen für Viele, die eine klassische Schulausbildung genossen haben, nur schwer vorstellbar ist. Entscheidend ist neben dem Lernwillen der Kinder, der zweifelsohne vorhanden ist, auch ein entsprechendes Lernumfeld.
Ablauf und Lernumgebung
Der Tagesablauf einer Montessori-Schule lässt sich schwer einheitlich darstellen, da es von Schule zu Schule unterschiedliche Modelle gibt. Einheitlich sind allerdings die Punkte Offener Unterricht und Freiarbeit gegeben, hinzukommen häufig auch Fremdsprachenkurse, Leibesübungen / Turnunterricht, Musik, Kunst und Handarbeit. Natürlich wird auch Religion unterrichtet. Somit ist klar, dass auch hier, wenn auch in anderer Form, klassisch formulierte Lernziele, die einen Übertritt in eine Realschule oder ein Gymnasium erfordern, frei erworben werden.
Wichtig: Zeitlich unterscheidet sich diese Schulform meist nicht von klassischen Schulformen!
Damit der Schulablauf problemlos erfolgen kann, muss auch das Umfeld, beginnend bei entsprechend ausgebildetem Lehr- und Betreuungspersonal, stimmig sein. Innerhalb der Montessoripädagogik nimmt die sogenannte „Äußere Ordnung“ eine zentrale Rolle ein, die dem kindlichen Geist als Orientierung dient. Dazu zählen:
- Einrichtung in kindergerechten Proportionen
- Ästhetische und attraktive Lernumgebung
- Aufgeräumte Lernumgebung und Lernmaterialien
- Hochwertiges, natürliches Lernmaterial
Darüber hinaus sind die Kinder angehalten, diese Umgebung zu pflegen. Sie lernen den rücksichtsvollen Umgang mit dem Montessori-Material, aber auch darauf zu achten, andere, lernende und in Arbeit vertiefte Kinder nicht zu stören.
Das Montessori-Material
Im Mittelpunkt der Freiarbeit steht das Lernmaterial, das sogenannte Montessori-Material. Dieses Montessori-Material wird nahezu durchwegs aus natürlichen Bau- und Werkstoffen hergestellt und kommt in einer Unterrichtsklasse im Normalfall nur einmal vor. Somit lernen die Kinder auch schon sehr früh, sich diesbezüglich zu organisieren und auch in Gruppen zusammen zu arbeiten.
Dieses Lernmaterial ist dabei in fünf große Lernbereiche unterteilt:
- Sinnesmaterial
- Sprachmaterial
- Mathematikmaterial
- Material zur kosmischen Erziehung (Geografie / Sachunterricht, Biologie…)
- Übungen des täglichen Lebens
Diese Lernutensilien werden in Augenhöhe der Kinder platziert und haben einen auffordernden Charakter. Je nach Altersgruppe erfüllen diese verschiedenste Lernziele und bedienen unterschiedliche Lerninteressen.
Vorteile und Nachteile der Montessori-Schule
Bevor hier nun eine Aneinanderreihung von Vorteilen und Nachteilen der Montessori-Schulform folgt, muss folgendes erwähnt werden: Es handelt sich hierbei um keine Wertung. Ein Vorteil für die Montessoripädagogik bedeutet zudem nicht, dass sich hieraus ein Nachteil für die Regelschule und den Regelunterricht ergibt. Zudem sind die positiven wie negativen Effekte stark von den Kindern selbst (Lerneifer und Lerninteresse, Gemüt, Charakter) und der Umgebung (Schule, Eltern, Lehrpersonen) abhängig.
Mögliche Vorteile
- Förderung von Interessen und Begabungen
- Altersgerechte Wissensvermittlung
- Gruppendynamische Effekte
- Soziale Kompetenzen werden geschult
- Freiarbeit und Lernen nach eigenen Interessen – die Kinder entscheiden Was / Wann / Wo / Wie sie lernen!
- Selbstständigkeit und organisatorische Kompetenzen
- Rücksicht und Rücksichtnahme
- Hilfestellungen und Auskünfte zu erbitten und anzunehmen – sei es von anderen Kindern oder dem Lehrpersonal
- Die Kinder geben das Lerntempo vor
- Individuell erstellte und abgestimmte Hausaufgaben
- Individuelle Betreuung und Unterstützung der Kinder
Mögliche Nachteile
- Probleme im Übertritt in eine Regelschule (Realschule, Gymnasium..) – Meist ist eine Eingewöhnungsphase typisch. Fachlich und bezüglich des Wissensstandes gibt es kaum Probleme oder Nachteile!
- Nicht für jedes Kind zwingend geeignet (Charakter, Veranlagung, Gemüt)
- Finanzielle Komponente, sofern Ausgaben / Gebühren anfallen (Privatschule)
Tipp: Sie sollten in jedem Fall Informationsmöglichkeiten und Probetage oder Wochen wahrnehmen. Nur so kommen Sie unmittelbar mit der Schulform und anderen Eltern an der Schule in Kontakt und erfahren mehr über Lehrpersonal und die Montessori-Schulform!
Quellen:
http://www.montessori-deutschland.de/